Skip to main content

Seit der Finanzkrise vor gut zehn Jahren ist es für Unternehmen oft leicht, an Kredite zu kommen – vor allem an bilaterale Bankkredite. Das Wissen aus der jüngsten Krise schwindet in den CFO-Abteilungen, sodass wieder mehr auf die temporär preiswerteste Finanzierung geschaut wird. Sicherheit und Krisenfestigkeit werden aber oft nicht mehr ausreichend gewichtet. Dabei ist es für Ihre Mandanten relativ einfach, sich für eine Krise gut aufzustellen.

Gerät ein Unternehmen in Schwierigkeiten und durchläuft es eine Restrukturierung, haben sich bilaterale Bankkredite immer wieder als sehr herausfordernd erwiesen. Denn man muss alle Kreditgeber unter einen Hut bekommen. Keiner von diesen wird dulden oder gegenüber seinen Entscheidern vertreten können, dass eine Bank besser als die eigene behandelt wird. Dies wird jedoch schwierig bis unmöglich, wenn Banken unterschiedliche Zielsetzungen haben. Das ist u.a. regelmäßig der Fall, wenn eine unterschiedliche Besicherung vorhanden ist. So fühlt sich z.B. eine Bank mit einer Grundschuld oft (ob berechtigt oder nicht) besser gesichert als eine Bank mit Umlaufvermögen-Besicherung und ist darum weniger zu Zugeständnissen bereit. Die beste Position hat das Unternehmen natürlich, wenn es gar keine Sicherheiten gegeben hat. Ein weiteres Thema können Bankkredite mit unterschiedlichen Laufzeiten oder mit bzw. ohne Tilgungsvereinbarungen oder mit anderen differierenden Kreditbedingungen (z.B. andere Kreditkennzahlen) sein. Banken mit kurzfristigeren oder bereits fälligen Forderungen sehen sich gegenüber anderen in besseren Positionen und sind oft schwerer ins Boot zu holen. Zuletzt seien hier noch stark differierende Engagements erwähnt: Kleine Banken werden sich zurücklehnen und versucht sein, die Banken, die mehr zu verlieren haben, die „Suppe auslöffeln“ zu lassen. Diese Gefahr besteht insbesondere bei den so beliebten (weil so günstigen) Schuldscheindarlehen, deren Investoren zudem gar nicht auf die Bearbeitung solcher Fälle eingestellt sind. Im Umkehrschluss ergeben sich folgende Empfehlungen für die Unternehmensfinanzierung:

Kredite am besten unbesichert

Ab einer Größenordnung von ca. 50 Mio. EUR, aber manchmal auch bei kleinerem Kreditbedarf von Unternehmen mit ausreichender Bonität sind Banken im Wettbewerb zur Vergabe von langfristigen Konsortialkrediten (bis zu fünf Jahre) auch ohne Besicherung bereit. Dies geschieht mit dem Gedanken, dass eine Konsortialkreditdokumentation andere Mechanismen hat (wie z.B. Begrenzung der Verschuldung oder Covenants), die die Banken schützen, weswegen diese auf eine Besicherung verzichten können. Kommt es dann zur Krise, haben die Banken höchstes Interesse an einer Fortführung, was dem Unternehmen und den Gesellschaftern eine deutlich bessere Verhandlungsposition und oft viel mehr Zeit für eine Lösung gibt.

Konzentration auf wesentliche Kreditgeber

Es gibt ein Zitat des US-Milliardärs J. Paul Getty: „Wenn du der Bank 100 US-Dollar schuldest, dann ist das dein Problem. Wenn du der Bank 100 Millionen schuldest, dann ist es das Problem der Bank.“ Unternehmer(vertraute) sollten sicherstellen, dass alle Banken wirklich „etwas im Feuer haben“, dann dürften auch alle konstruktiv sein. Kleinere Kreditgeber sind am besten zu konsolidieren.

Gleiche Vertragsbasis

Ein Konsortialvertrag ist vielleicht anfangs aufwendiger – nicht zuletzt für die Anwälte, denn auch die Verhältnisse der Gläubiger untereinander werden darin geregelt –, doch macht er es in der Restrukturierung deutlich einfacher. Wenn Mandanten keinen Konsortialvertrag wünschen, sollten Unternehmervertraute zumindest auf einen Standard für alle bilateralen Bankkredite hinwirken. Denn in der Krise, wenn Geld eh ein besonders rares Gut ist, steigt sonst der Prüfungs- und Rechtsberatungsaufwand deutlich. Konsortialverträge haben zudem den Vorteil, dass Kündigungsgründe begrenzt sind und viele Themen der Mehrheitsentscheidung der Kreditgeber bedürfen, was i.d.R. besser schützt. Oft gibt es auch schon einen Konsortialführer. Ansonsten reißen sich Banken in solcher Lage oft nicht darum, in den „Lead“ zu gehen, weil das sehr viel Arbeit bedeuten kann, die meist nicht separat vergütet wird oder werden kann.

Ausreichende Linien

Vorsorgelinien kosten meist Bereitstellungsprovisionen. Manche Unternehmen tendieren deswegen dazu, den Finanzbedarf nur ad hoc zu stillen. In der Krise wird dies nicht mehr möglich sein. Also gilt es, ausreichende Linien in guten Zeiten zu vereinbaren und diese am Anfang der Krise voll auszuschöpfen, dann können sie auch nicht einfach gestrichen werden und den Banken wird eine Entscheidung (oft auch nicht ungern) abgenommen.

Vorsicht bei der Auswahl der Finanzinstrumente

Schuldscheine und Anleihen sind für zyklische Branchen nicht gut geeignet. Dies gilt insbesondere, wenn diese noch Covenants haben. Aber auch ohne diese ist das Refinanzierungsrisiko nicht zu unterschätzen. Hier sei an den Weg vieler Bond-M-Emittenten erinnert. In der Summe kann ein Konsortialkredit viele der Probleme lösen. Unternehmen sollten sich bei dessen Strukturierung jedoch nicht nur auf ihre Banken verlassen.

Marcel Herter ist Gründer und Gesellschafter der 2012 gegründeten Debt-Advisory-Gesellschaft Herter & Co.
herter@herter-co.de